Veröffentlicht am 21. Juli 2025

Untersuchungen zur Stabilität von H5N1 - Influenzaviren in Rohmilchprodukten

Im Jahr 2024 wurde in den USA erstmals eine Infektion von Milchkühen mit dem H5N1-Vogelgrippevirus beobachtet. Die Milch der infizierten Tiere enthielt grosse Mengen infektiöser Viren. In einer gemeinsamen Studie von Agroscope und dem IVI wurde nun die Sicherheit von Joghurt und Käse untersucht, die aus Rohmilch hergestellt werden. Ergebnis: Pasteurisierung und die üblichen Thermisierungsverfahren inaktivieren die Viren zuverlässig. Ohne thermische Vorbehandlung können jedoch manche H5N1-Stämme die Käseherstellung «überleben».

• Weshalb ist diese Studie wichtig?

  H5N1-Influenzaviren der Klade 2.3.4.4b haben sich in den letzten Jahren weltweit ausgebreitet und zum millionenfachen Tod von Geflügel und vielen Wildvögeln geführt. Darüber hinaus ist es diesen H5N1-Viren gelungen, die Speziesbarriere wiederholt zu überwinden und zahlreiche Säugetierarten einschliesslich des Menschen zu infizieren. Besonders besorgniserregend ist die untypische Replikation dieser Viren in den Milchdrüsen laktierender Milchkühe, die mit einer hohen Viruslast in der Milch einhergeht. Untersuchungen amerikanischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben zudem gezeigt, dass sich Labormäuse über den oralen Weg mit virushaltiger Milch infizieren lassen. Dies war der Anlass, die Stabilität von H5N1-Viren in Käse und Joghurt aus Rohmilch zu untersuchen.

• Beschreibung der Studie

  In der vorliegenden Studie wurde die Stabilität zweier H5N1-Virusstämme gegenüber verschiedenen Temperaturen und pH-Werten in frischer und fermentierter Kuhmilch untersucht. Bei dem einen Stamm handelt es sich um ein H5N1-Virusisolat aus einer Ente aus dem Jahr 2004 (Hokkaido, Japan), der andere Stamm wurde im Jahr 2024 aus der Milch einer infizierten Kuh in Texas, USA isoliert.

• Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

  - H5N1-Influenzaviren bleiben in Kuhmilch bei 4 °C vier Wochen lang infektiös.
  - Pasteurisierung und Thermisierung können H5N1-Viren in Milch effizient inaktivieren.
  - Eine Behandlung bei 50 °C für 30 Minuten reduziert die infektiösen Titer von H5N1 nur geringfügig.
  - H5N1-Influenzaviren sind empfindlich gegenüber einer pH-abhängigen Inaktivierung.
  - Im Käse ist das bovine H5N1-Virus relativ resistent gegenüber einer pH-vermittelten Inaktivierung.

• Wie geht es weiter?

  Die Ergebnisse der Studie wurde von der EFSA (Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit) für eine Risikoabschätzung von H5N1-Viren in Lebensmitteln mitberücksichtigt.

Title und Link (International Journal of Food Microbiology)
Impact of pH and temperature in dairy processing on the infectivity of H5N1 avian influenza viruses

Autorinnen und Autoren
Nicole Lenz-Ajuh, Leonie Rau, Lisa Butticaz, Étori Aguiar Moreira, Bettina Zimmer, Vincent Beuret, Florian Loosli, Jan-Erik Ingenhoff, Barbara Wieland, Gert Zimmer

Mehr Infos
Influenza Viren – eine globale Bedrohung für Mensch und Tier