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Veröffentlicht am 26. August 2024

Forschungsprojekt: Impfung von Zoovögeln gegen hochpathogene aviäre Influenza

Seit 2021 ist ganz Europa von der bislang grössten Epidemie durch hochpathogene aviäre Influenzaviren des Subtyps H5N1 betroffen. Ausser Nutzgeflügel fielen auch viele Wildvogelarten dem Virus zum Opfer, was dazu führte, dass einige Populationen in ihrem Bestand regional bedroht sind. Da die Vogelgrippe ein anhaltendes Problem darstellt, und viele der in Zoos gehaltenen Wildvogelarten unter engen Quarantänebedingungen nicht artgerecht gehalten werden können, sollten diese Tiere durch eine Impfung geschützt werden.

Verwendung eines aktualisierten Impfstoffs

Das IVI hat bereits vor mehreren Jahren einen Vektorimpfstoff entwickelt, der auf einem nicht vermehrungsfähigen Virus der vesikulären Stomatitis (VSV) beruht, bei dem ein essentielles Gen entfernt und durch ein Gen des H5N1-Vogelgrippevirus ersetzt wurde. Dieser Impfstoff führte bei geimpften Hühnern zu einem vollständigen Schutz vor H5N1. Der Impfstoff erlaubt zudem eine einfache serologische Unterscheidung der geimpften von H5N1-infizierten Tieren. Das IVI hat den bestehenden Vektorimpfstoff unter Verwendung des HA-Antigens aktuell zirkulierender H5N1-Viren (phylogenetische Gruppe 2.3.4.4b) angepasst.

In Zoos gehaltene Wildvögel schützen

Um den erfolgsversprechenden, innovativen Impfstoff zum Schutz von Zoovögeln zu testen, haben der Tierpark Bern, der Zoo Basel und das Institut für Virologie und Immunologie IVI zusammen ein Forschungsprojekt durchgeführt. Ziel des Projektes war es zu zeigen, dass bedrohte Wildvogelarten, die in Zoos gehalten werden, effektiv geschützt werden können und so ihr Wohlergehen gewährleistet ist.

Seit August 2023 wurden im Tierpark Bern und im Zoo Basel 23 Vogelarten, resp. 348 Tiere geimpft. Nach jeweils 5 Wochen erhielten die Vögel eine Auffrischungsimpfung, die nach einem Jahr nochmals wiederholt wurde. Der Impfstoff wurde von den Tieren gut vertragen, Nebenwirkungen wurden nicht festgestellt. Serologische Untersuchungen zeigen, dass die Tiere in ausreichendem Masse Antikörper gebildet haben, die sie vor einer Infektion durch hochpathogene H5N1-Viren schützen. Dieser Schutz war auch noch ein Jahr nach der Impfung vorhanden.

Da die Vogelgrippe ein anhaltendes Problem darstellt und viele der in Zoos gehaltenen Wildvogelarten unter engen Quarantänebedingungen nicht artgerecht gehalten werden können, ist der Bedarf in den Zoos gross, diese Vögel durch eine Impfung zu schützen. «Die Resultate unseres Forschungsprojekts zeigen, dass der Impfstoff bei Zoovögeln wirksam und sicher ist», ordnet Gert Zimmer, Virologe am IVI und der Universität Bern, ein, und appelliert an die Privatwirtschaft und die Geldgeber: «Nun bedarf es eines Unternehmens, das den Impfstoff in grösseren Mengen kommerziell produziert.»

Titel und Link zu Publikation (Nature Communications)
RNA replicon vaccination confers long-lasting protection against H5N1 avian influenza in 23 zoo bird species | Nature Communications

Autoren
Marion Stettler, Stefan Hoby, Christian Wenker, Fabia Wyss, Elisabeth Heiderich, Lisa Butticaz, Nicolas Ruggli, Karin Darpel & Gert Zimmer

Weitere Informationen
Influenza Viren – eine globale Bedrohung für Mensch und Tier